Wie alles anfing
Die Vereinsgeschichte fängt lange vor der offiziellen Gründung des KVA an. In den Jahren 1935/1936 trafen sich einige Freunde des Kanusports, Mitglieder des Schwimmvereins WS Ahlen, regelmäßig auf der Lippe bei Dolberg, um ihrem Freizeitvergnügen, dem Paddeln, nachzugehen. In der Zeit begann die Freizeit erst ab Samstag mittag, oder aber erst ab Sonntag. Die ersten Boote wurden damals selbst gebaut und bestanden aus einem Holzgerüst, welches mit Segeltuch bespannt wurde. Nachdem die Mitglieder des WSA bei Oberg eine Scheune als Lagerplatz für ihre Boote bezogen, stieß auch eine kleine Gruppe weiterer Kanuten dazu, die bisher bei Haus Haaren ihren Liegeplatz hatten. Oberg war eine Landkneipe zwischen Uentrop und Werries mit kleiner Landwirt-schaft an der Lippe. Der großzügige Wirt stellte die Scheune kostenlos zum Lagern der Boote zur Verfügung. Als Gegenleistung verzehrten die Kanuten manche Reichsmark und belebten die Gast-wirtschaft mit Musik und Gesang.
Die Sportgemeinschaft der Ahlener Kanuten entwickelte sich prächtig. Jedes Jahr wurde die Som-mersonnenwende mit Lagerfeuer und gemütlichem Umtrunk ausgiebig gefeiert. Zu Pfingsten unter-nahmen die Kanuten immer eine Wanderfahrt auf der Lippe. Schwierigkeiten ergaben sich, da kein normaler Bürger über ein Auto verfügte. Meistens organisierte Leo Dolenc bei seiner Firma Linne-mann & Schnetzer einen Trecker mit 2 Anhängern, mit denen dann Kanuten und Boote zum Ein-satzort gebracht wurden. Manchmal fuhr man auch mit der Kleinbahn von Uentrop bis Cappeln.
Die Tour von Cappeln bis Dolberg wurde zur beliebten Tradition. Viele Schwierigkeiten schweißten die Kanuten zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammen. Die Fahrt ging über 3 Tage und man übernachtete in mitgenommenen Zelten nach Ankunft in Cappeln und am 2.Abend bei Kessler Mühle. Die Abende wurden gemeinsam am Lagerplatz verbracht. Gesellschaftsspiele und Gesang sorgten für gute Stimmung; vor allem, wenn Leo Dolenc mit seiner Quetsche aufspielte. Einmal pas-sierte es, daß die Gaststube bei Kessler zu klein wurde, da die Jungbauern der Umgebung durch die Musik angelockt wurden und mitfeiern wollten. Der Bäcker des Ortes stellte erst dann seine Back-stube zur Verfügung, als man Lotti Wostatnicky und Hugo Stoffers proforma verlobte und somit aus dem geselligen Abend eine Verlobungsfeier machte.
Auch im Kanurennsport war man aktiv. Leo und Hans Dolenc erreichten 1938 bei den Gaumeister-schaften den 3. Platz im K2 und den 1. Platz bei der Westfalenmeisterschaft über 10.000 Meter. Die Wanderfahrer begleiteten die Rennfahrer zu den Wettkämpfen und sorgten so für die Finanzierung der Fahrtkosten. Man übernachtete dabei in Zelten oder Scheunen. In den Jahren 1937-1938-1939 kämpften 8 Kanuten um den Gauwanderpreis-Westfalen. Franz Ziehmann, Hans Dolenc, Leo Do-lenc, Hans Mönig, Robert Weber, Hans Gerling, Anton Budt und Willi Rieke paddelten im Jahre 1939 8504 km und konnten den Preis zum dritten mal gewinnen und die Siegprämie, den Nachbau einer Kogge, in Besitz nehmen, die noch heute das Bootshaus schmückt.
Als der 2. Weltkrieg ausbrach lagerten ca 40 Boote in der Scheune bei Oberg. In den nachfolgenden Kriegsjahren 1940 – 1945 kam der Kanusport völlig zum erliegen. Viele Boote wurden gestohlen oder beschädigt. Es herrschte Hunger und Not und 11 ehemalige Sportkameraden kamen nicht mehr zurück. Nach dem Kriege kam das Vereinsleben erst langsam wieder in Gang. Der schon im Jahre 1936 begonnene Rennsport nahm einen immer breiteren Rahmen in der Kanuabteilung ein. Auch die Gruppe der Wanderfahrer entwickelte sich stetig. So kamen erste Überlegungen auf, sich vom WSA zu lösen und einen eigen-ständigen Verein zu gründen.
Die Vereinsgründung
Am 14. März 1948 wurde der Kanu-Verein-Ahlen (Westf.) gegründet und am 27. Mai 1950 ins Vereinsregister eingetragen. Die 1. Vereinssatzung liegt noch heute vor. Den 1.Vorstand bildeten:
1.Vorsitzender: Fritz Pichler; 2. Vorsitzender: Heinrich Landgräber; Geschäftsführer: Harry Tunnat; Kassierer: Leo Dolenc; Zum erweiterten Vorstand gehörten weiterhin Sportwart, Jugendwart, Frauenwartin und Bootshauswart.
Die Vereinssatzung sagte, dass die Aufnahmegebühr 10,00 DM betrug und der Monatsbeitrag für erwachsene Männer 1,00 DM. Frauen und Jugendliche zahlten die Hälfte. Mitglieder, die länger als 3 Monate mit dem Beitrag in Rückstand waren, konnten ausgeschlossen werden.
Der Bootshausbau
Da die Mitgliederzahl ständig wuchs, reichte die Scheune bei Oberg nicht mehr aus. Dr. med. Sepp Ruf hatte auf dem heutigen Vereinsgelände ein Wochenendhaus stehen. Er wollte dieses verkaufen, da ständig eingebrochen wurde. Die Vereinsmitglieder erwarben das Grundstück mit Wochenendhäuschen im Jahre 1949.
Es begann eine Zeit intensiver Vorbereitungen für den Bootshausbau. Planungen wurden lange diskutiert und beschlossen. Als Erstes galt es, eine Baugenehmigung zu erhalten. Diese stieß auf Schwierigkeiten, da ein 500 m breiter Streifen auf beiden Seiten der Lippe als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen war. Durch den besonderen Einsatz unseres damaligen Mitgliedes und Bürgermeisters der Stadt Ahlen, Herrn Hugo Stoffers, wurde auch diese Klippe überwunden. Alfred und Willi Wenzel erstellten die Baupläne und waren zuständig für die Bauaufsicht.
1950 begann der Bau des Bootshauses. Weder der Verein noch die Mitglieder konnten auf finanzielle Mittel zurückgreifen. So wurde fast alles in Eigenleistung erstellt. Um Geld zu sparen wurde jede Möglichkeit und Beziehung genutzt. Aus dem Abbruch des alten Kokereigebäudes wurde die Steine beschafft. Dabei brachen die Mitglieder das Gebäude selber ab. Die Steine wurden auf Anhänger verladen und mit Hilfe von Treckern zum Bootshaus gebracht. Dort pickten die Frauen die Mörtelreste von den Steinen ab damit diese wieder zum Hausbau verwandt werden konnten. Das gesamte Baumaterial lagerte an der Bundesstraße und wurde mit Loren per Muskelkraft zum Bau-platz transportiert. Sämtliche Beton- und Maurerarbeiten wurden ohne Maschineneinsatz durchgeführt. Es wurden 200 Kubikmeter Kies, 50 Kubikmeter Sand, 1000 Sack Zement und Kalk, 12 Tonnen Eisen und 15 Kubikmeter Holz verarbeitet. Jedes Mitglied zahlte 80,– DM, um den Bootshausbau zu finanzieren.
Der damalige Vorstand und die tatkräftigen Mitglieder haben sich damit ein Denkmal gesetzt, das viele Impulse für den Verein gab und auch in Zukunft geben wird. Es würde den Rahmen dieser Festschrift sprengen, wollte man alle Namen nennen, welche sich um den Bootshausbau verdient gemacht haben. Doch einige Personen sollten stellvertretend für alle Beteiligten genannt werden: Hans Dolenc, Karl Hinterding, Hans Gerling, Hans Hinterding, Leo Dolenc, Heinz Heitfeld, Erich Bürgel, Heinz Bories, Egon de Vries, Günter Vollgraf, Erwin Pichler, Alfred Wenzel, Bernhard Brockmann und Stadtdirektor Hugo Stoffers.
Im Jahr 1953 wurde das Bootshaus wurde mit einer zünftigen Feier eingeweiht. Der damalige 1. Vorsitzende Alfred Wenzel konnte viele Ehrengäste begrüßen, z.B. Regierungspräsident Hackethal, Bürgermeister Lenfert und Mitglieder des Rates und der Stadtverwaltung. Als Gastgeschenk über-brachte Herr Hackethal ein Faltboot und Herr Lenfert ein Rennkajak. Natürlich waren auch die befreundeten Vereine des Bezirks erschienen, an der Spitze der Bezirksvorsitzende Steltenkamp aus Herringen. Es wurde ein richtiges Volksfest auf der Lippewiese am Bootshaus. Durch einen extra eingerichteten Busverkehr und entsprechender Werbung kamen viele interessierte Ahlener Bürger um mit den Kanuten zu feiern. Abgerundet wurde das Fest durch Tanzvorführungen des TUS Ahlen, des Wassersportvereins sowie durch Liedvorträge des Männergesangvereins „Liedertafel“. Als 1. Mieter zogen Hans und Hilde Dolenc ins Bootshaus ein. Das Bootshaus wurde zum zentralen Punkt des Vereinslebens. Ab sofort fanden hier Versammlungen und Vereinsfeiern statt. Man traf sich regelmäßig, vor allem an den Wochenenden. Nach kurzer Zeit konnte durch Zukauf von Gelände auch ein Zeltplatz zur Verfügung gestellt werden.
Die 50er Jahre
Langsam und stetig ging es in Deutschland wieder aufwärts. Viele Mitglieder konnten sich ein Boot zulegen. Die Zahl der Mitglieder wuchs weiter an. Vor allem machten die Rennsportler von sich reden. Erwin Pichler errang 1950 den 1. Platz bei den Junioren Wettkämpfen in Hannover und 1951 den 2. Platz in Berlin. Heinz Bories errang 1955 in Hannover am Maschsee über 1000 m bei den Junioren die Deutsche Meisterschaft. Bürgermeister Lenfert und Stadtdirektor Stoffers besuchten dazu das Bootshaus und beglückwünschten Heinz Bories zu seinem Erfolg. 1957 erkämpfte sich Heinz Bories in Duisburg-Wedau über 500 m K 1 Senioren den 7.Platz. Dabei lernte er seine spätere Frau Doris Lesniak kennen, die für Düsseldorf startete und im K IV die Westdeutsche Meisterschaft über 500 m Frauen Senioren errang. Die Fahrten zu den Wettkämpfen gestalteten sich äußerst schwierig. In dieser Zeit war Hans Dolenc Rennsportwart. Es gelang ihm immer wieder, einen LKW mit Plane zu organisieren. So fuhr man zusammen mit befreundeten Vereinen aus dem Bezirk Obere Lippe und in Begleitung der Wanderfahrer zu den verschiedenen Wettkämpfen.
Weite Anfahrten wurden in Kauf genommen. So war man 1952 in Hamburg und 1953 in Karlsruhe. Doch um Fahrtkosten zu sparen, wurden die Wettkämpfe in der Nähe mit dem Rennboot angefahren, so die Städte Lippstadt, Hamm, Herringen, Rünthe, Münster, Emsdetten und Rheine. Nach den Wettkämpfen fuhr man dann wieder zurück zum Bootshaus. In dieser Zeit kam es öfter vor, daß die Lippe sehr wenig Wasser hatte und deshalb keine Trainingsmöglichkeit bestand. Kurzerhand transportierte man dann die Kajaks mit den Fahrrädern zur Werse und trainierte dort von der Kläranlage bis Vehrings Mühle.
Am 23. April 1950 wurde die erste Kanu-Sprint-Regatta in Ahlen auf der Werse ausgerichtet. Ein-geladen waren die Vereine des Bezirks Obere Lippe. Als besondere Attraktion wurden die Deutschen Meister Knepper und Kleine aus Lünen eingeladen. Der Sportkamerad Steltenkamp aus Her-ringen hatte Erfahrung bei der Austragung von Kanurennen und konnte als Vorstarter und Ansager gewonnen werden. Zu der Startverlosung bei Oberg wurde er mit dem Motorrad von seiner Wohnung abgeholt und wieder zurückgebracht. Die Regatta war ein voller Erfolg für die Ahlener Kanuten. Viele Ahlener Bürger fanden sich an der Werse Promenade ein, um die Siege der heimischen Sportler zu feiern. Die Presse berichtete begeistert – vor allem von den Kenterungen. Nach der Siegerehrung wurde zum Kanutenball bei Lenferding auf der Weststraße eingeladen.
Um die Vereinskasse nach dem Bootshausbau aufzubessern, wurden jeweils im Juli in den Jahren 1950 bis 1953, Kanufeste in der Langst organisiert. Die „Langst in Flammen“ war die Attraktion in Ahlen. Vorführungen der Kanuten auf dem Langstteich, wie Corso- und Lampionfahrten, begeisterten die Besucher. Dabei unterstützten befreundete Sportvereine die Bemühungen des K. V. Ahlen. Die Turner zeigten die Riesenwelle am Reck und der TUS trat mit einer Tanzgruppe auf einer schwimmenden Bohleninseln auf. Ein kühner Luftsegler erlitt Schiffbruch und plumpste in den Langstteich, da der „Atomantrieb“ versagte. Tatsache war, daß Erich Bürgel, sich an einem Draht-seil, welches über den Langstteich gespannt war, ins Wasser fallen ließ. Getränke und Imbißbuden sorgten für das leibliche Wohl der Zuschauer und bei Einbruch der Dunkelheit erstrahlte der Langstteich im Lichterglanz. Die schwimmende Insel wurden mit riesigen Scheinwerfern angestrahlt. Diese hatte man sich von der Zeche ausgeliehen und stammten aus einer alten Flakstellung. Als Abschluß der Veranstaltung und Knalleffekt, wurde ein Feuerwerk abgebrannt. Immer wieder leuchtete der See im buntem bengalischen Licht auf, sprühten drehende Feuerräder Funken in das Wasser, zischten Raketen in den Himmel, die dort zerplatzten und bunte Sterne über die schauende Menge aus-streuten. Danach ertönte Tanzmusik und die Unentwegten unter den Besuchern strömten zur Tanzfläche an der Waldschänke, wo man es noch stundenlang aushielt.
Im Sommer 1959 unternahmen die Wanderfahrer eine Fahrt auf der Donau von Passau bis Wien. Beteiligt waren Bernhard Brockmann, Georg und Marianne Hupe, Erwin und Käthe Pichler, Heinz und Doris Bories.
Die 60er Jahre
Im Februar 1965 erlebte das Bootshaus das größte Hochwasser an der Lippe. Obwohl es auf Pfeilern gegründet ist, mussten die Mieter Theo und Änne Röttger ihre gesamte Wohnungseinrichtung in den ersten Stock schaffen, da das Wasser in die Wohnräume und Boxen eindrang und alles überflutete.
Nicht nur im Kanusport, sondern auch in anderen sportlichen Bereichen waren die Ahlener Kanuten aktiv. So konnten bei den Schwimmwettkämpfen und Waldläufen, welche vom Bezirk 1 ausgerichtet wurden, viele gute Platzierungen erreicht werden.
Die Kanu-Sprint-Regatten wurden bis zum Jahr 1968 auf der Werse bei Rubberts Mühle ausgetragen. Diese machten den Kanusport in Ahlen publik. Vor heimischem Publikum konnten die Kanuten ihr Können beweisen. In die Siegerlisten trugen sich folgende Ahlener Kanuten ein: Karl Heinz Dudziack, Neumann / Weirowski, Stefan Toppe, Erwin Pichler, H. Dolenc / K.Hinterding, Grosse-Weischede, Overmann / Dudziack, Rogalla / Rogalla, Albert Overmann, Pichler / Flötotto, Anni Veldkamp, Hans Dolenc, Heinz Bories, Heinz de Vries, Peter und Robert Gebhard, Hans Hapke, Hugo Beidermühle, Ruth Dolenc, Frank Hell, Hans Heidenreich, Erika Matussek und Günter Dolenc. Alle Mitglieder waren dabei. Ob als aktive Rennfahrer, im Wettkampfbüro oder an der Kasse.
Die Rennsportabteilung konnte viele sportliche Erfolge erringen. Im Jahr 1966 wurde der letzte neue Einer-Kajak gekauft.
Der Wandersport nahm einen immer größeren Raum im Vereinsleben ein. Im Jahre 1965 wurde der erste Vereinsbulli angeschafft. Bei Auto-Weber wurde ein alter VW-Pritschenwagen mit Plane und Spriegel gekauft. Auf der Ladefläche wurden Sitzbänke montiert. So tuckerten die Sportler mit 25 PS zu den Zielen.
Über Pfingsten ging es oft zum Edersee. Auf der Halbinsel Scheid steht das DKV-Heim Edersee. Der große Zeltplatz war beliebt bei den Ahlener Kanuten, die dort manchen. Jahresurlaub verbrachten. Ab hier ging es auf große Fahrt, die Eder herunter, weiter auf der Fulda und Weser bis Hameln oder zur Porta Westfalica. Unvergessen bleiben die Abende, wenn Leo Dolenc und Albert Feldkamp mit ihren Schifferklavieren am Lagerfeuer die alten Fahrtenlieder spielten.
Im Jahre 1966 wurde unter der Leitung des 1. Vorsitzenden Günter Vollgraf die komplette Neueindeckung des Bootshausdaches durchgeführt. Dank der guten Organisation und des persönlichen Arbeitseinsatzes vieler aktiver Mitglieder, wurden die Arbeiten an einem Wochenende durchgezogen.
Langsam wurden die Kanuten immer mobiler. Im Jahr 1967 wurde über Pfingsten eine Fahrt zur Lahn unternommen. Mit 13 Personen, 3 Autos, 7 Booten und 5 Zelten war man unterwegs. Die Kanuten setzten in Limburg ein, besuchte unterwegs die vielen alten berühmten Städte, Burgen und Klöster und natürlich auch das alte Wirtshaus an der Lahn. Die vielen Schleusen der Lahn begeisterten. So etwas kannte man nicht von der Lippe und die Schleusen ersparten manche Mühe des umtragens. Als Dank bekamen die Schleusenwärter immer eine Ahlener Zigarre mit Bauchbinde. In Wolfsmühle war die Fahrt zu Ende, es waren nur noch 2 km bis zum Rhein.
An den Wochenenden blieb man meistens auf der Lippe. Oft ging es am Samstag die Lippe aufwärts bis zum „Dicken Baum“, einer Sandbank ca. 2 km oberhalb von Lippborg. Dort wurde im Zelt übernachtet und am Sonntag wieder zurück zum Bootshaus gefahren.
Die 70er Jahre
Die Faltbootära ging langsam zu Ende. Auf dem Markt kamen glasfaserverstärktem Polyesterboote, die bedeutend robuster waren als Faltboote. Die Kanuten veränderten ihr Fahrverhalten. Vor allem die Jugend drängte darauf, neben den altbekannten Wanderflüssen Lippe, Ems und Weser, auch sportlichere Touren zu unternehmen. Eine Gruppe von 8 Jugendlichen kauften sich Abfahrtsrennboote „Lisa Mick“ und unternahmen damit viele Fahrten auf sportlichen Flüssen. Nachdem man die Eskimorolle beherrschte, (die Eskimos fahren heute nur noch Motorboot) wurden auch Kleinflüsse mit Wildwasser ähnlichem Charakter gefahren. Im Jahre 1970 feierte die Stadt Ahlen ihren 750. Geburtstag. Der Stadtverband für Leibesübungen hatte dazu ein großes Schwimmfest im Freibad organisiert. Diese Gelegenheit nutzen die Kanuten, um den Zuschauern den ihr Können zu präsentieren.
Im Jahre 1971 wurde am Sanitärhaus eine Garage angebaut, um den Vereinsbulli unterzustellen und auch weiteren Platz für die Sportboote der Jugendlichen zu schaffen. Auch diese Arbeiten wurden mit großem Einsatz unter der Leitung des damaligen 1.Vorsitzenden Theo Brockmann in Eigenleistung durchgeführt.
1972 nahm eine starke Gruppe zum ersten Mal an einer Wildwasserwoche in Kärnten teil. Dort wurde Wildwasser bis zur Schwierigkeitsstufe V befahren. Seit dieser Zeit beteiligt sich immer eine Gruppe an den jährlich stattfindenden Wildwasserwochen in Österreich. Diese Sportveranstaltung wird vom Kanuverband NRW organisiert und ist eine ideale Möglichkeit, die Kanuten langsam mit Wildwasserfahrten vertraut zu machen.
In dieser Zeit bauten einige Mitglieder in Eigenleistung 11 Boote. Die in der Nähe ansässige Bootsbaufirma Bicker stellte den Kanuten die Halle zur Verfügung und half mit fachmännischem Rat.
Der Ausgleichsport wurde vor allem im Winter intensiv gepflegt. Jede Woche trafen sich die Aktiven im Hallenbad, in der Turnhalle und zum Tischtennis spielen im Bootshaus. Bei den Schwimmwettkämpfen, welcher vom Bezirk Obere Lippe ausgerichtet wurden, konnten die Ahlener Kanuten gute Erfolge erringen. So wurden die Staffelkämpfe der Männer eigentlich immer gewonnen.
Am 14. März 1973 wurde der Kanu-Verein-Ahlen 25 Jahre alt. Gefeiert wurde dieses Ereignis am 23. Juni 1973 zusammen mit der Bezirkssonnenwende. Viele Ehrengäste wie z.B. Bürgermeister Herbert Faust, Ehrenvorsitzender Hugo Stoffers, Sparkassendirektor Gerhard Sonne, Bezirksvorsitzender Erich Hoffacker und viele Sportkameradinnen und -kameraden von den befreundeten Kanu-vereinen folgten der Einladung und feierten zusammen mit den Mitgliedern bei Musik und Tanz bis zum frühen Morgen. Auch wurden wie in jedem Jahr neue Boote getauft. Unter anderem auch ein neues Slalomboot, welches von der Bootswerft Bicker gespendet wurde.
Im Sommer 1974 beteiligten sich die Ahlener Kanuten an einer großen Schwimmveranstaltung im Freibad und zeigten Eskimorollen und Wasserpolo. Beim traditionellen Sommerfest wurde ein Gedenkstein für Dr. Sepp Ruf eingeweiht, dem das Grundstück am Wasser mit Wochenendhaus ursprünglich gehörte.
Im Jahre 1976 begann eine große Sanierung des Bootshauses. Die Wohnung wurde vergrößert durch Einbeziehung der bisherigen Terrasse. Um der jährlichen Überflutungsgefahr zu begegnen, hob man den Boden der bisherigen Wohnung um ca. 50 cm an. Es erfolgte der Ausbau der Jauchegrube zu einer biologischen Kläranlage und der Anschluss an die öffentliche Wasserversorgung. Die Einzelöfen wurden durch eine Ölzentralheizung ersetzt. Herbert Brunner war zu dieser Zeit der verantwortliche 1. Vorsitzende. An dieser Stelle sei ihm Dank gesagt, für die vielen Mühen bei Planung, Genehmigungen, Organisation und Durchführung der Arbeiten. Im Februar 1979 konnte der Abschluß der Sanierungsarbeiten gefeiert werden. Als Gäste waren die Honoratioren von Kreis- und Stadtverwaltung sowie vom Kanuverband NRW erschienen wie z. B. Oberkreisdirektor Winfried Schulte, Bürgermeister Herbert Faust, Stadtdirektor Dr. Walter Priesnitz, Bezirksvorsitzender NRW-Obere Lippe, Erich Hoffacker und noch viele andere.
Es wurde aber nicht nur gearbeitet. Die Wanderfahrer waren an den Wochenenden weiter aktiv. Im Fahrtenbuch des Vereins wurden in jedem Jahr zwischen 12.000 und 15.000 gefahrene Kilometer eingetragen. Die Mitgliederzahl erreichte mit 156 Personen einen beachtlichen Stand.
In der Zeit vom 8. Juli 1977 bis zum 24.7.97 veranstaltete der Verein sein erstes Jugendlager. Als Standort wählte der damaligen Jugendwart Ralf Schleifenbaum das Kanuwanderheim in Barum. Diese Fahrt war möglich da sie von mehreren erwachsenen Kanuten, z.B. Peter Gebhardt der einen Ford Transit beladen mit einem Großraumzelt des DRK organisierte, begleitet wurde. Neben der Befahrung der Kleinflüsee wie Neetze, Luhe, Seeve und Ilmenau wurde auch die Elbe, damals noch Zonengrenzfluß, befahren. Auf der Fahrt von Alt Wendischtun bis Hohnsdorf wurden die Jugendlichen und deren Betreuer auf ca. 10 km von einem Boot der Wasserschutzpolizei der BRD begleitet, da kurz vorher einige Kanuten nach überqueren der unsichtbaren Grenze in der Flußmitte, in der damaligen DDR festgehalten wurden. Jedoch wurde während dieser Zeit nicht nur gepaddelt, sondern auch Ausflüge zum Hamburger Fischmarkt, eine Kutschfahrt in die Lüneburger Heide, ein Besuch des Schiffshebewerkes Scharnebeck und ein Zonengrenzbesuch standen auf dem Programm. Moralische Bedenken kamen auf, als auf der Seeve das FKK – Gebiet der Hamburger nach dem sogenannten Mittagswehr durchquert wurde.
Die Stadt Ahlen führte in dieser Zeit während der Sommerferien eine Ferienfreizeit durch. Es herrschte ein munteres Treiben. Viele Schüler und Jugendliche lernten in diesen Jahren den Kanusport kennen. Die Betreuer wurden zum größten Teil aus den Reihen des KVA gestellt sowie das vereinseigene Bootsmaterial benutzt.
Im Sommer 1979 startete Heinz Bories noch einmal eine Initiative, um den Rennsport wieder aufleben zu lassen. Zum Training traf er sich jede Woche mit 6-8 Jugendlichen. Da die Konkurrenz im Bezirk groß war (Kanu-Ring Hamm und KV Herringen), löste sich die Gruppe nach einigen Monaten auf. Erfolg erfordert ein tägliches Training. Hier tun sich für die Ahlener Kanuten schwer, da die Entfernung von Ahlen zum Bootshaus mehr als 10 km beträgt. Außerdem ist die kurvenreiche Lippe nicht so ideal wie z.B. eine See – oder Kanalstrecke.
Die 80er Jahre
Inzwischen hatten sich die Kunststoff Boote durchgesetzt. Die Ahlener Kanuten nahmen oft und gern an den Rallye-Veranstaltungen teil. Im Frühjahr wurde regelmäßig die Lenne Rallye besucht.
Günter Dolenc wurde mit 2513 km Vereinsmeister. Diese Leistung ist bis heute noch nicht überboten worden. 1986 erhielt er die Sportehrennadel in Silber des Landeskanuverbandes NRW. Er hatte bis dahin 23000 km auf 99 Flüssen gepaddelt. 1988 überreichte der Deutsche Kanu Verband Günter Dolenc die Silberne Sportehrennadel des DKV.
Aber auch die gesamte Gruppe der Wanderfahrer entwickelte sich prächtig. So errang der KVA in den Jahren 81 und 82 den 1. Platz bei den Vereinen des Bezirks Obere Lippe. Allein im Jahre 1982 wurden über 36000 km gepaddelt und 38 Wanderfahrerabzeichen errungen. Eine stolze Leistung!
Der Ausgleichssport kam auch nicht zu kurz. Es wurden mit gutem Erfolg Volleyball-( 3 x in Folge Platz 1) und Tischtennisturniere bestritten.
Die 90er Jahre
Anfang der 90-er Jahre führten die Schulen die Projektwochen ein. Es hatte sich in der Lehrerschaft herumgesprochen, dass die Ahlener Kanuten ein schönes Bootshaus mit ausreichend Platz und sanitären Anlagen haben. Auch waren die Sportler gerne bereit, ihr Bootsmaterial und ihre Erfahrung zur Verfügung zu stellen. So ergab es sich immer wieder, dass Schulklassen für mehrere Tage Sportunterricht an und auf der Lippe hatten. Der KVA übernahm die Arbeit gerne, da fast immer einige interessierte Schüler und Jugendliche anschließend dem Verein beitraten.
Während dieser Zeit mußte wieder Hand angelegt werden. Ein Unterstand für die Bootsanhänger wurde gebaut, damit diese und auch weiteres Gerät im Trockenen stehen konnte. Weiterhin plattierten die Kanuten einen großen Teil des Geländes, da das Hochwasser des letzten Winters großen Schaden angerichtet hatte.
1992 startete die Vereinsjugend zu einer Urlaubsfahrt nach Mecklenburg-Vorpommern. In Sternberg am Lukower See fand man einen schönen Campingplatz. Während dieses Urlaubs wurden Freundschaften geschlossen mit Sportlern des Kanuverein Eisleben, die uns in den Folgejahren immer wie-der einen Gegenbesuch abstatteten. Im Sommer 1994 nahmen 12 aktive Mitglieder, überwiegend Jugendliche, zum ersten Mal an der internationalen Saalachtaler Wildwasserwoche in Lofer, Österreich teil. Hier konnten viele Jugendliche an schwieriges Wildwasser herangeführt werden. Unter fachkundiger Führung der Veranstalter wurden die Flüsse der Umgebung erkundet.
Zur Sonnenwendfeier 1995 wurde neben 11 weiteren Booten auch ein neues Vereinsboot getauft. Ein großer Kanadier für 4 Personen stand jetzt vor allem der Jugend zur Verfügung.
Unter der Leitung von Günter Dolenc wurde die Jugendarbeit intensiv ausgebaut. Viele Aktionen wie Beteiligung an Schwimmfesten, Kinder- und Jugendfeste am Bootshaus und gemeinsame mehr-tägige Fahrten festigten die Gemeinschaft und ließ die Jugendabteilung immer mehr anwachsen. Der Vorstand unterstützte dieses durch weiteren Zukauf von Vereinsbooten, die die Jugendlichen natürlich kostenlos benutzen können.
In den Jahren 1996 bis 1998 forderte das Bootshaus wieder besonderen Arbeitseinsatz. Die Außenwände einer Haushälfte waren rissig geworden. Weiterhin mußten die Grundpfeiler, auf denen das Bootshaus steht, saniert werden. Wie bisher wurden die erforderlichen Arbeiten fast ausschließlich in Eigenleistung von den Mitgliedern erbracht.
Während der umfangreichen Arbeiten kam der Sport aber nicht zu kurz. Die Gruppe der Wanderfahrer und die Jugendgruppe entwickelten sich weiter. Es wurden viele gemeinsame Fahrten auf Lippe, Ems, Rhein, Weser und den Kleinflüssen im Sauerland unternommen. Der Kanu-Verein Ahlen stellte den Sieger in der Bezirkswertung der Wanderfahrer des Bezirks Obere Lippe. Auch bei der Gesamtwertung des Kanuverbandes NRW wurde ein achtbarer 8. Platz bei 350 teilnehmenden Vereinen erreicht.
Diese Aktivitäten wurden dann auch belohnt. Im Oktober 1996 wurde dem Kanu-Verein-Ahlen e.V. vom Vorsitzenden des Kreissportbundes Dieter Massin, der Udo-Borgelt-Preis für besondere Leistungen im Breitensport verliehen.
Die 2000er
In den 2000 Jahren stand eine Pfeilersanierung unter dem Bootshaus an. Ein Neubau der Kläranlage erfolgte und ebenso wurde die elektrische Anlage des Platzes erneuert. Das Vereinsgelände erhielt den Titel einer DKV Station, um auch anderen Paddlern die Möglichkeit zu geben bei uns zu übernachten. Es gab jährlich eine Vereinsfahrt, so z.B. 2009 nach Kallmünz mit Touren auf der Vils, Naab, Regen und Donau.
Zwischen 2010 und 2019 war eine Sanierung des Waschhauses, mit Duschen und WC und den Außenspülen fällig. Es wurden Vereinsfahren unter anderem in die Heide oder zur Sieg, Agger, Rhein… mit etwa 30 Personen unternommen. Ein Fest der Nationen, in Kooperation mit dem Flüchtlingsheim Ahlen Dolberg, wurde 2015 veranstaltet. Es wurde ein bunter Familien Nachmittag mit 10 – 14 verschiedenen Nationen. In 2018 richtete der Verein 2 Tage lang ein Piratencamp für Kinder aus, das sehr gut ankam. Bis Corona hatte der Verein dadurch eine aktive Kinder Paddelgruppe. Die Bezirksregierung Arnsberg drehte zudem einen Film über den Kanuverein beim Paddeln mit den Kindern auf der Lippe.
Ab 2020 konnten durch das Programm „Moderne Sportstätten“ einige Arbeiten an und in den Gebäuden realisiert werden. Es gab eine Fluchttreppe für die frisch renovieren Vereinsräume über den Bootsliegeplätzen. Das Waschhaus erhielt eine Heizung mit Solarthermie und ist somit für die Zukunft gerüstet. Auch war eine neue Heizung für das Bootshaus und die Hausmeisterwohnung nötig.